"Ich bin Jägerin!"
Aktualisiert: 5. Nov. 2019
Ich erinnere mich noch an die erste Hirschbrunft, die ich mit meinem Vater bewusst erlebt habe: Dieses Bild, als der Platzhirsch mit seinem Rudel bei Sonnenaufgang auf die nebelbedeckte Wiese trat, werde ich nie vergessen. Überhaupt hatte ich viel Glück, die Jagd so oft und intensiv zu erleben. Mein Opa war ein passionierter Jäger, der mich in den Sommerferien regelmäßig mit in den Wald genommen hat, um dort Revierarbeiten zu erledigen, oder mich –ausnahmsweise- mit dem alten Suzuki über die Wiese hat fahren lassen. Bei Nachsuchen hat er mich mit der Taschenlampe nach Schweiß suchen lassen, wenn ein Jäger eine Sau beschossen hat. Und wenn ich dann stolz gerufen habe, dass ich was entdeckt habe, dann hat er zu mir gesagt: „Du bist ja besser als jeder Terrier!“
Ich bin mit der Jagd groß geworden und habe schon früh in meiner Kindheit erste Drückjagden und Ansitze miterlebt, Arbeiten im Wald verrichtet, Wildtierfütterungen im Winter angelegt, Wiesen vor der Mahd nach Kitzen abgesucht. Es war immer ein Erlebnis. Ich kann kaum in Worte fassen, wie viel ich mit der Jagd verbinde. Es ist nicht nur die Ruhe auf dem Ansitz oder die Nähe zur Natur, dem Verständnis für Flora und Fauna - Es ist vor allem auch die Gemeinschaft, die ich in der Jägerschaft erleben durfte. Es war völlig egal, von welchem Stand oder welcher Herkunft man war oder aus welcher Himmelsrichtung man kam – der grüne Rockhat alle gleichgestellt. Wir waren Jägerinnen und Jäger – und nur das zählt(e). Meine Klassenkameraden habe ich bereits in der Grundschule damit genervt, indem ich in die Freundschaftsbücher unter der Rubrik „Was ich mal werden möchte“ ganz klar JÄGERIN reingekritzelt habe. Mit 16 habe ich dann jeden Samstag und Sonntag die Schulbank gedrückt – von August bis März – jedes Wochenende in der Jagdschule verbracht. Die Tochter des Mitpächters meines Vaters und ich waren nicht nur die einzigen Mädels in dem Kurs, wir waren auch die einzigen, die U20 waren. Wir hatten eine Menge Spaß, haben viel Zeit auf dem Schießstand und im Wald verbracht, aber auch im „Klassenraum“. Ich musste damals noch eine Art „Praktikumsheft“ führen, in dem alles dokumentiert wurde. Kanzelbau nach UVV, Anlegen von Benjeshecken, Teilnahme an Gesellschaftsjagden und Ansitzen etc. Jagd bedeutet Verantwortung – das war es, was sie uns mitgegeben und ans Herz gelegt haben.
Ich habe dann auch direkt nach der Jagdschule mit dem Jagdhorn spielen begonnen, weil mir das Brauchtum schon damals am Herzen lag. Also habe ich meine Herbstferien für einen Lehrgang geopfert. (Ich muss gestehen, ich sah nach dem ersten Tag aus, als hätte ich Schlauchboote in meine Lippen implantiert bekommen – nicht schön, aber sehr unterhaltsam!)
Seit 4 Jahren führe ich nun einen Zwergrauhaardackel, mit dem ich die eingeschränkte Brauchbarkeitsprüfung abgelegt habe. Ich war stolz wie Bolle, als er seine erste Fährte gearbeitet hat. (Man muss dazu sagen, dass ich ihn übernommen habe, als er schon 1,5 Jahre alt war.) Über die Hundeausbildung habe ich dann auch weitere Kontakte zu anderen Jägerinnen und Jägern knüpfen können, die eine rollende Wald- und Erlebnisschule der Kreisgruppe führen. Auch ich bin Teil dieses Teams. Zusammen gehen wir in Kindergärten, Schulen und Ferieneinrichtungen und klären Kinder über heimisches Wild, unseren Wald und über das richtige Verhalten im Wald auf, sind bei verschiedenen Events vertreten, basteln mit ihnen und lassen sie die Präparate bestaunen. Der Blick, wenn Kinder erfahren, dass man Jägerin ist – unbezahlbar!
https://www.jagd-aw.de/pages/erlebnisschule-wald-wild/die-rollende-waldschule-unterwegs.php
Der geneigte Leser mag es schon erkennen: Jagd ist kein Hobby, Jagd ist Teil meines Lebens – eine richtige Jagd-Liebe!
Mittlerweile bin ich seit über 17 Jahren im Besitz meines grünen Abiturs und ich bereue keinen Tag. Ganz im Gegenteil. Die Erinnerung meines ersten Bockes, den ich mit meiner Schwester im Schlepptau zusammen erlegen durfte, meine erste Niederwildjagd im schönen Bodenheim bei Mainz, bei der ich sogar Jagdkönigin wurde, bis hin zu meinem ersten Stück Schwarzwild, welches ich bei -10Grad, Neuschnee und vielen vorhergegangenen Nächten ohne Erfolg, erlegen durfte. Die vielen Menschen, die ich kennenlernte und zu einigen auch eine tiefe Freundschaft entwickelt habe - alles Erinnerungen und Erlebnisse, die fest in meiner Matrix verankert sind und die mich mit Stolz sagen lassen:
Ich bin Jägerin!
Victoria xxx
Und auch das folgende Videoist wichtige Öffentlichkeitsarbeit und ein sehr interessantes Interview der jungen Jäger in Köln!
Aber seht selbst:
https://www1.wdr.de/radio/1live/magazin/dumm-gefragt/video-dumm-gefragt---jaeger-100.html